Bernd Asmus

*  22. März 1959

von Markus Roth

Essay

Von Anfang an geht es im Werk von Bernd Asmus auch um die Reflexion von Wahrnehmungsprozessen und ihren Bedingungen. So beschränkt sich das noch im Kompositionsstudium bei Klaus Huber entstandene Klavierstück KNELL (1988) konsequent auf die Verwendung der unteren Hälfte der zur Verfügung stehenden Klaviertasten, was die Wahrnehmung des Hörers zunächst in eine Art Schieflage zwingt. Überspannt wird das Stück – sein Titel, dem Mittelenglischen entlehnt, bedeutet „Totenglocken“ – durch ein dichtes Netz von ‚Resonanzfenstern‘ in Gestalt von Fermaten verschiedener Länge, die durch Pedalwirkungen auf differenzierte Weise eingefärbt werden. Ausgangspunkt der Gestaltung von KNELL war offenbar die Imagination eines zähflüssigen, aus massiven Tonbrocken bestehenden „Lavastroms“ und seiner allmählichen Verzweigung und klanglichen Ausdifferenzierung, die durchaus auf die traditionelle Metaphorik eines Durchbruchs zum Licht anspielt (Asmus, Programmnotiz zu KNELL, 1988).

Die Besonderheit der Triobesetzung von Tanzmusik I (1991) beruht auf der Tatsache, dass die zum Schlagzeug hinzutretenden japanischen Instrumente Biwa und Shō – Ersteres ein Lauteninstrument mit einem flachen und schweren Holzkorpus, Letzteres eine aus 17 Bambuspfeifen zusammengefügte Mundorgel – in der traditionellen Musik Japans nie kombiniert worden sind. Dieser Einbezug außereuropäischer Instrumente mitsamt ihrer charakteristischen Spieltechniken wirft die Frage nach adäquaten Möglichkeiten ...